Evangelische Christen und das Feindbild Islam (Duncker, 1999)

PDF herunterladen

von Tanja Duncker


Einleitung

Wir leben in einer komplizierten und unübersichtlichen Welt. Für viele Ereignisse gibt es keine einfache Erklärung, auch wenn manche solche einfache Erklärungen wünschen. In diesem Artikel geht es um eine Variante einfacher Erklärungen, die, gekoppelt mit Endzeiterwartungen, Juden, aber noch viel verheerender Muslime zu reinen Werkzeugen evangelikaler Heilserwartungen degradiert. Trotz Unterschieden in Nuancen, finden sich bei allen Evangelikalen bestimmte grundsätzliche Vorstellungen zum Islam. Doch um das Bild, das sich evangelikale Christen vom Islam machen, zu erklären, muss zuerst - angesichts des knappen Raumes -stark vereinfacht und etwas überspitzt formuliert - auf die christliche Heilsgeschichte nach evangelikalem Verständnis eingegangen werden.

Erschaffung der Welt - Sündenfall - Heilsplan

Mit der Erschaffung der Welt fingen, nach evangelikaler Vorstellung, die Probleme an, denn, wie die Bibel weiter erzählt, es kam es zum Sündenfall, durch den nach christlichem Verständnis die ganze Schöpfung verdorben wurde, oder, mit anderen Worten, in die Hände des Fürsten der Finsternis geriet. Doch Gott beschloss, die Schöpfung zu erlösen, und zwar nach einem mehrstufigen Plan.

Stufe 1: Israel als Gottes Volk

Als ersten Schritt wählte er das jüdische Volk als Heilsträger und bestimmte ihm das Land Kanaan als Heimat.

Stufe 2: Jesus Christus

Gottes Sohn tritt auf und stirbt für die Sünden der Menschen. Dabei ist es wichtig zu beachten, dass durch ihn nur jene Menschen erlöst werden, die persönlich an Jesus Christus glauben. Die meisten Juden aber anerkannten Jesus Christus nicht als Messias. Was die Folgen waren, wird in der Broschüre Warum hat Gott das zugelassen? (Fölsch) beschrieben. Diese Broschüre ist eine der wenigen evangelikalen Schriften zum Judentum, fasst aber gut die vorherrschenden Meinungen zusammen.
Einige Zitate:
 «Dieses Heft ist besonders für Gottes auserwähltes Volk, für die Juden, geschrieben. Sie haben einen langen Leidensweg hinter sich und sind irritiert. Eine brennende Frage beunruhigt sie: 'Sind wir nicht Gottes auserwähltes Volk?'» (S. 2)
«Unglücklicherweise erwählte Israel durch die Jahrhunderte nicht den Weg des Lebens, sondern den Weg des Todes und des Fluchs.» (S. 3)
«Gott strafte Israel mit siebzig Jahren babylonischer Gefangenschaft, weil sie das Gesetz gebrochen und seine Propheten verfolgt hatten. Doch wieviel länger dauert das jetzige Exil! - Warum ist die Strafe diesmal so viel länger und schwerer? - Tatsächlich übertreffen die Erfahrungen dieses Exils alle menschlichen Vorstellungen: 1. Verbote und Ausweisungen. 2. Religiöse Verfolgungen. 3. Rassenverfolgungen. 4. Die noch bevorstehende Katastrophe auf den Bergen Israels. Dies ist aber keine Entschuldigung für Verfolger: Gott setzt selbst die Ungerechtigkeit und das Böse in dieser Welt für seine Ziele ein. Alles muss ihm dienen. Wenn der HERR sein Volk züchtigt, sind die Vollstrecker seiner Gerichte dadurch keineswegs entschuldigt.» (S. 6)
«Worin bestand die Sünde?: Israel hat nicht nur Gottes Gesetz gebrochen und seine Propheten missachtet. Ihre Sünde ist schwerer. Sie haben ihren Messias verworfen. Er war gekommen und hat die Torah (das Gesetz) erfüllt und sich selbst als Kapparah (Sühneopfer) für sein Volk gegeben.» (S. 7)
«Nach der Verwerfung des Messias stand in Israel kein Prophet mehr auf. Gott schwieg! Vierzig Jahre später wurde Israel zerstreut unter alle Völker und negative Zeichen ereigneten sich, wie Mose voraussagte.» (S. 12)

Stufe 3: Endzeit

Um den Heilsplan erfüllen zu können, müssen die Juden, wie in der Bibel prophezeit, nach Israel zurückkehren. Jerusalem ist als Thron von Jesus Christus vorgesehen:
 «Der Höhepunkt: 'Wenn die Feinde mit grosser Heeresmacht ins Land kommen, wird der Messias eingreifen und Israel erretten. In dieser verzweifelten Situation wird Israel ernstlich seinen Gott suchen.' Dann wird Israel den Namen des HERRN anrufen und der Messias wird sie erlösen.» (S. 14)
 Nach dem grossen Endkampf wird Gott seine Versprechen an das jüdische Volk erfüllen, dann, wie es Andreas Meyer zusammenfasst, wird «für Israel die Umkehr zu seinem Messias auch die Erfüllung der irdisch-nationalen Verheissungen bringen.» (Meyer 1992, S. 14)

Die Rolle des Islam in der Heilsgeschichte

Warum wird hier dauernd von den Juden gesprochen, wo es doch um das Feindbild Islam geht? Nun, wir hatten es bis jetzt mit der göttlichen Seite der Heilsgeschichte zu tun, aber da gibt es jemanden, der nichts für diesen Heilsplan übrig hat, und das ist der Teufel.

Listen den Teufels gegen Gottes Heilplan

Um Gottes Heilsplan zu vereiteln, liess sich der Teufel verschiedene Listen einfallen. Da Jesus Christus, salopp ausgedrückt, nur in einem jüdischen Jerusalem landen und residieren kann, gibt es für den Teufel zwei Möglichkeiten, dies zu verhindern.
Auf die Frage nach der Bedeutung des Holocaust in der Heilsgeschichte antwortete Samuel Külling, Direktor der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule in Riehen: «Die 'Endlösung' war der Plan des Teufels, der seit jeher gegen Gottes Volk war (Offbg. 12).» (Brief vom 24.11.1997) Dies war ein Versuch, zu verhindern, dass Jerusalem wieder jüdisch wird. Bekanntlich ging dieser Plan daneben, denn kurz darauf entstand ja der Staat Israel.
Hier kommt der zweite Versuch des Teufels, Jerusalem in die Finger zu bekommen, nämlich durch ein besonders starkes Werkzeug: die Religion des Islam. Nach einer Darstellung des Ismaelvereins Schweiz:
«Nach Gottes Heilsplan wird in Jerusalem die sichtbare Herrschaft des Messias in dieser Welt offenbart. In dieser Stadt wird er ganz konkret seine Herrschaft aufrichten. Dem Teufel ist dies klarer bewusst als vielen Christen. Seine Aktivitäten konzentrieren sich auf diese Stadt. Die heiligen Stätten des Islams sind auf dem Tempelberg, weil der Teufel weiss, dass der Messias seinen Thron in dieser Stadt aufrichten wird. Darum kämpft er seit Anfang mit allen Mitteln darum, hier seinen eigenen Thron zu etablieren. Der Feind will mit allen Mitteln verhindern, dass die Herrschaft des Messias in Jerusalem sichtbar wird. Das ist ihm gerade auch in jenen christlichen Kreisen sehr gut gelungen, in denen Jerusalem während Jahrhunderten kein Thema war. Auch das ist eine Strategie des Feindes. Mit allen Mitteln versucht er, Jerusalem zu ignorieren, zu isolieren, zu vernichten oder zumindest zu beherrschen.» (IVS 1994, S. 15)
In einem Artikel der Zeitschrift der Partei Bibeltreuer Christen in Deutschland wird das so ausgedrückt:
«Vergessen wir nie: JERUSALEM ist die Stadt, die sich GOTT selbst auserwählt hat, um Sich in besonderer Weise der Menschheit zu offenbaren. Dort bekundete einst Abraham seinen Gehorsam Gott gegenüber, indem er bereit war, Isaak zu opfern. In JERUSALEM betete JESUS für uns Menschen, liess Sein Leben am Kreuz, wurde begraben und stand wieder von den Toten auf. Es war vor den Toren JERUSALEMs, auf dem Ölberg, von wo ER gen Himmel fuhr und bald dorthin zurückkehren wird, um allem Spuk des Teufels auf Erden ein Ende zu bereiten. Satan, der Widersacher Gottes, weiss um diese Zusammenhänge. Darum will er die Rückkehr Jesu verhindern. Doch eines ist sicher: JESUS kommt nicht in palästinensisches, sondern in jüdisches Hoheitsgebiet zurück.» (GE-EM-HA - SALZ UND LICHT 1995/1, S. 5)

Der Islam als Werkzeug des Teufels

Da also nach evangelikalem Verständnis das «dämonische System des Islams» (IVS 1994, S. 15) ein Werkzeug des Teufels ist, kann Allah auch nicht mit Gott identisch sein. Der IVS Rundbrief schreibt zur Entstehung des Islams:
«Wer offenbarte sich Mohamed?: Seine Begegnung mit jenen Mächten, die ihm eine Offenbarung gaben (nach dem Koran war es der Erzengel Gabriel) sind bezeichnend für den Geist, der sich im Islam manifestiert: Mohamed hatte während und nach diesen Erscheinungen nicht nur grosse Angst; er wurde dreimal dazu getrieben, seinem Leben ein Ende zu setzen. Er spürte, dass diese Begegnungen nicht von Gott sein können, und glaubte, es seien Dämonen und böse Geister.»
Mohamed wurde aber durch seine Frau gedrängt, diese dämonischen Begegnungen als Offenbarungen zu verkünden:
«Mohameds Frau Chadidscha war fünfzehn Jahre älter als er, eine starke Persönlichkeit, sehr reich und gesellschaftstüchtig. Sie hatte ihn geheiratet, nicht er sie. Sie erkannte die Gunst dieser Stunde als Möglichkeit, Macht zu erlangen, und sagte zu Mohamed, er sei zum Propheten erwählt worden; er solle diese Offenbarungen weiterhin suchen und sich diesen (dämonischen) Begegnungen aussetzen. Chadidscha ermutigte Mohamed zum Prophetenamt und verhalf nicht zuletzt damit dem Islam zur Entstehung. Ohne diese Frau wäre es nicht so weit gekommen.»

Verzerrte Darstellung des Islam

In den evangelikalen Darstellungen des Islam kommt es aber noch zu weiteren Verzerrungen. So taucht etwa immer wieder der Dschihad als 6. Säule des Islam auf (Beispielsweise in McCurry 1993, S. 16), obwohl dies schlicht nicht den islamischen Glaubensgrundlagen entspricht. Ebenso wird dem Islam unterstellt, dass er per se antisemitisch und antichristlich sei:
«Im Islam, diesem Werkzeug des Feindes, gibt es zwei grosse Hauptströmungen: den Antisemitismus, der sich gegen den Weg Gottes mit seinem Volk richtet, und das Antichristliche, das den Messias und damit den Heilsweg Gottes leugnet. Beides kristallisiert sich heraus an Jerusalem, der Stadt des grossen Königs. Hier wird der Kampf ausgefochten werden zwischen dem Herrschaftsanspruch des Feindes durch den Islam und dem Herrschaftsanspruch des Messias. Psalm 87 stellt Jerusalem dar als die Mitte der Ägypter, der Philister (in der Bibel dasselbe wie die Palästinenser) und anderer Völker. Jerusalem ist von Gott auserwählt, die Mitte der Völker zu sein, der Ort, wo sie zusammenkommen werden, um den Messias zusehen. Ihnen allen voran wird das arabische Volk sein; in Jes. 60, 42 und 45 werden alle arabischen Stämme aufgezählt, die mit ihrem Reichtum kommen werden, um den Messias zu sehen. Die Zeit wird kommen gemäss Jes. 19 (vor allem Verse 24ff.), wo Israel sich mit Ägypten und Assur (grosszügig verstanden Irak, Syrien und die arabischen Länder ringsum) verbündet. Sie werden zusammen ein Segen inmitten der Erde sein. Das ist die Sicht Gottes für das arabische Volk. Eines Tages wird es einstimmen in das Bekenntnis der Königin von Saba (1. Kön. 10), die jubelnd zu Salomo sagte: ÐGelobt sei Gott, der Gott Israels! All das hat Gott an dir getan, Salomo, weil Gott Israel liebt von Ewigkeit.ð Dies ist das Bekenntnis einer arabischen Herrscherin, die schon durch Salomo erkannte, wer der lebendige Gott ist, und die Beziehung zwischen Israel und dem Gott aller Völker ohne Rivalität anerkannte!» (IVS 1994, S. 15)
Ein Referent an einer Veranstaltung der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule in Riehen ging sogar soweit, zu behaupten, Hitler habe die Juden nur vertreiben wollen, doch die arabischen Ölscheichs hätten die USA und Grossbritannien daran gehindert, jüdische Flüchtlinge aufzunehmen bzw. sie nach Palästina hereinzulassen, daher seien sie umgebracht worden.

Wirkungen

Einmal abgesehen davon, dass solche Darstellungen schon daran kranken, dass sie «den Islam» als einen monolithischen Block betrachten, was er so wenig ist wie das Christentum, führt ein solches Verständnis des Islams zu einer verzerrten Sicht der Verhältnisse. Es wird übersehen, dass etwa die Palästinenser nicht aus lauter Bosheit oder teuflischer Verführung gegen Israel eingestellt sind, sondern weil sie sich in einer schwierigen Lage befinden, an der der Staat Israel nicht ganz unbeteiligt ist. Die Idee, der Islam sei ein Werkzeug des Teufels und es komme im Nahen Osten zum grossen heilsgeschichtlichen Endkampf, führt auch dazu, dass Verhandlungen zwischen Israel und der PLO abgelehnt werden. So heisst es in einer Buchbesprechung in der Zeitschrift BRÜCKE ZU ISRAEL (97/12, S. 14):
«Führt das Abkommen zwischen Israel und der PLO zum Frieden oder ist es das Vorspiel zu einem totalen Krieg der arabischen Nationen gegen Israel? - Dieses Buch liefert überzeugende Beweise, dass das Friedensabkommen Israels die vielleicht zerstörerischste und gewalttätigste Ära in der Geschichte der Menschheit einläutet und damit das lange erwartete messianische Zeitalter vorbereitet.
»Die Tendenz, überall entweder das Wirken Gottes oder des Teufels zu sehen, verhindert pragmatische Lösungen, da man ja mit dem Teufel keine Kompromisse schliessen darf. In der Erwartung der Endzeit pflegen viele evangelikale Christen eine Art «Zweckpessimismus», d.h. alle negativen Erscheinungen in der Welt zeigen, dass es immer schlechter geht und damit die Endzeit nahe ist, positive Erscheinungen dagegen sind verdächtig, bei den Friedensverhandlungen im Nahen Osten kann es sich also nur um eine List des Teufels handeln.
Als Beispiel eine Leseprobe aus dem besprochenen Buch:
«Und so stellt sich folgende Frage: 'Warum macht Arafat Frieden mit Israel?' Und die Antwort lautet: Arafat macht keinen Frieden mit Israel. Er macht ein paar Bewegungen, die aussehen und sich anhören wie Frieden, in Wahrheit aber ein Vorspiel zum Krieg sind. Wir wollen nicht den Fehler begehen, Arafat vom Islam zu trennen. Arafats Zaudern im Hinblick auf die Änderung der PLO-Charta so wie sein Aufruf zum Jihad für Jerusalem sind echte Ausdrucksformen eines islamischen Herzens. Wir wollen daran denken, dass der Islam jede Handlung, jeden Gedanken und jedes Gefühl eines Moslems bestimmt. Wir wollen auch daran denken, dass Lüge nicht nur eine Lebensweise ist, sondern auch eine Pflicht, wenn dadurch günstige Resultate erzielt werden können. Und was ist ein günstiges Resultat? Die Zerstörung Israels und die Auslöschung jüdischer Geschichte im Nahen Osten.» (BRÜCKE ZU ISRAEL 97/12, S. 14)
Nun kann man natürlich sagen: Israel ist weit weg, was hat das mit uns zu tun? Doch gibt es Leute, die klare Beziehungen zwischen der Lage im Nahen Osten und jener in Europa herstellen. Die folgenden Zitate stammen aus der Zeitschrift der Partei Bibeltreuer Christen in Deutschland:
«Es ist derselbe Antisemitismus, der vor 55 Jahren Nazideutschland 'judenrein' machen wollte und heute 'Palästina' 'judenrein' (!) machen will. Die Methode hiess damals Holocaust, heute bei Arafat 'Friedensprozess'. Beide haben das gleiche Ziel: die 'Endlösung der Judenfrage'.» (Leserbrief des PBC-Kreisvorsitzenden Paul-Gerhard Reinsch in: SALZ UND LICHT 97/2, S. 19)
Auch wenn diese Christen in der Regel betonen, sie hätten an sich nichts gegen die Muslime, so brechen ihre Ressentiments doch klar hervor. So etwa, wenn in Basel den Aleviten böse Absichten unterstellt werden, weil sie ihr Zentrum in der Nähe der Synagoge eingerichtet haben. Oder grundsätzlicher, wenn die Zuwanderung von Muslimen als List des Teufels interpretiert wird, das christliche Abendland demographisch zu unterwandern, wie dies im Buch von Marius Baar Das Abendland am Scheideweg. Ismael oder Israel, Koran oder Bibel, Mohammed oder Jesus ausgeführt oder im Titel der Broschüre Islam im Vormarsch, Gefahr für das Abendland? (Junge Europäische Schüler- und Studenteninitiative Schweiz) suggeriert wird. Erschreckend wird es schliesslich, wenn man auf Zitate wie das Folgende aus einer weiteren Broschüre stösst, die ohne Angabe von Namen oder Adressen herausgegeben wurde:
«Auftrag an die Eidg. Justizdirektion und an die kantonalen Justizdirektoren und an das Eidg. Militärdepartement: Die Niederlassungs- und Aufenthaltsbewilligungen von islamischen Aufenthaltern sind sofort zu entziehen; islamische Flüchtlinge dürfen nicht mehr auf Dauer aufgenommen werden, sondern sind sofort wieder an die Grenze zu stellen. [...] Wenn Sie nicht handeln, dann verstossen sie gegen die Antirassismus-Strafnorm und führen unser Land direkt in den Heiligen Krieg! Denn jeder moslemische Einwanderer aus den islamischen Staaten, ob Gastarbeiter oder Asylant, hat den absoluten Auftrag der Islamisierung des 'Kriegsgebietes'. Ganz besonders betrifft dies islamische Einwanderer, die durch Heirat mit einer Schweizerin, die Aufenthaltsbewilligung erzwingen [...]» (Broschüre Besorgte Christen Schweiz, Mai 1998)

Literatur

Baar, Marius, 1979. Das Abendland am Scheideweg. Ismael oder Israel, Koran oder Bibel, Mohammed oder Jesus Asslar: Schulte+Gerth

Fölsch, Harald, o.J. Warum hat Gott das zugelassen? Eine Antwort auf die Leiden des jüdischen Volkes. Lörrach: Der Ölbaum e.V.

IVS, Ismaelverein Schweiz, 1994. «Entstehung und Selbstverständnis des Islams und seine Ansprüche auf Jerusalem.» In: Rundbrief 24.

McCurry, Don, 1993. Ein Überblick über die islamische Welt. Greng-Murten: Verlag für kulturbezogenen Gemeindebau. (Deutsche Ausgabe von Ministries to Muslims, 1990)

Meyer, Andreas, 1992. Israel, das biblische Land mit Geschichte und Verheissung.

Reinach: Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel, Chrischonahaus.

Zusammenfassung

Die Heilsgeschichte nimmt im Denken der Evangelikalen einen zentralen Platz ein. Sie lässt sich kurz wie folgt zusammenfassen:
Durch den Sündenfall wurde die ganze Schöpfung verdorben und geriet unter den Einfluss des Teufels. Doch Gott beschloss, die Schöpfung zu erlösen, und zwar nach einem mehrstufigen Plan. Erst wählte er das jüdische Volk als Heilsträger und bestimmte ihm das Land Kanaan als Heimat. Anschliessend trat Gottes Sohn auf und starb für die Sünden der Menschen. Da die meisten Juden Jesus Christus nicht als Messias anerkannten, wurden sie zur Strafe unter die Völker zerstreut und erlitten diverse Verfolgungen. In der letzten Etappe, in der wir uns heute befinden, kehren die Juden, wie in der Bibel prophezeit, nach Israel zurück. Jesus Christus wird in das jüdische Jerusalem zurückkehren, das ihm als Thron dienen wird.
Der Teufel wehrt sich gegen diesen Heilsplan Gottes auf zwei Arten: zum einen versucht er, die Juden zu vernichten (Holocaust), um damit zu verhindern, dass Israel und Jerusalem wieder jüdisch werden. Da ihm dieser Angriff misslang, setzt er nun ein weiteres Werkzeug ein, den Islam. Denn wenn es dem Teufel gelingt, mit Hilfe des Islam den Tempelberg zu besetzen, kann er dort seinen eigenen Thron errichten.
Alle evangelikalen Darstellungen des Islam vertreten letztlich die Ansicht, das «dämonische System des Islams» sei ein Werkzeug des Teufels. Daher kann nach evangelikalem Verständnis Allah auch nicht mit Gott identisch sein. Auch wird dem Islam unterstellt, er sei per se antisemitisch und antichristlich und gewalttätig. So wird in manchen Schriften behauptet, der Djihad sei die sechste (inoffizielle) Säule des Islam.
Diese Sicht des Islam und die Vorstellung, im Nahen Osten ginge es «nicht um politische Auseinandersetzungen einzelner isolierter Staaten, sondern um den Endkampf in der unsichtbaren Welt zwischen den Mächten der Finsternis und des Lichts» führt dazu, dass alle Ereignisse, die irgendwie mit dem Islam oder Israel zu tun haben, unter dem Aspekt dieses Endkampfes gesehen werden. So wird etwa der Friedensprozess als List betrachtet, mit der der Teufel seine Herrschaft über Jerusalem sichern will, oder die Einwanderung von Muslimen nach Europa als demographische Unterwanderung durch den Islam. Die politischen und sozialen Gründe für diese Ereignisse werden dabei völlig ausgeblendet.
Auch wenn die evangelikalen Christen in der Regel behaupten, sie würden die Muslime trotz ihrer Religion lieben, sind solche Vorstellungen für das Zusammenleben verschiedener religiöser und ethnischer Gruppen nicht gerade förderlich.

Résumé

L'histoire du salut occupe une place centrale dans la pensée des adeptes de l'église évangélique. Pour résumer:
Le péché originel frappe la création toute entière qui tombe sous l'emprise du Diable. Pris de pitié, Dieu décide de sauver son œuvre d'après un plan déterminé, en trois étapes. Première étape: Dieu élit le peuple juif comme celui par qui le salut arrivera et lui attribue le pays de Canaan comme patrie. Deuxième étape: le fils de Dieu meurt sur la croix pour expier les péchés de l'humanité. Mais la plupart des Juifs n'ont pas reconnu en Jésus le Messie; punis, ils sont dispersés aux autres coins de la terre et livrés à toutes sortes de persécutions. Dernière étape, celle que nous vivons aujourd'hui: comme l'ont annoncé les prophètes, les Juifs reviennent en Israël. Le Christ rentrera à Jérusalem la Juive et y installera son trône.
Mais le diable s'oppose à ce programme de rédemption divine. D'abord, en essayant d'anéantir les Juifs (l'holocauste) pour empêcher qu'Israël et Jérusalem ne redeviennent juifs. Comme cette tentative a échoué, il a engagé une nouvelle arme - l'islam. S'il parvient à occuper la montagne du temple à l'aide de l'islam, c'est lui qui pourra y ériger son trône.
Toutes les représentations évangéliques de l'islam en font un instrument du diable. Allah ne peut donc être identique à Dieu. Les adeptes de l'église évangélique partent aussi de l'idée que l'islam est per se antisémite et antichrétien. Certains écrits vont jusqu'à faire du Djihad le sixième pilier (non officiel) de l'islam.
Cette vision de l'islam et la présomption que les conflits au Proche-Orient ne sont pas «des conflits isolés entre pays, mais la lutte finale entre puissances des ténèbres et puissances de la lumière» font que tous les événements touchant de près ou de loin à l'islam ou Israël sont considérés sous l'aspect de la lutte finale. Le processus de paix au Proche-Orient, par exemple, serait une ruse du diable pour s'assurer sa domination sur Jérusalem, et l'immigration de musulmans un moyen de propager l'islam dans le monde entier. Les motifs politiques et sociaux sont complètement ignorés.
Les adeptes de l'église évangélique ont beau affirmer qu'ils n'ont rien contre les musulmans, il est évident que de telles idées ne facilitent guère la cohabitation entre groupes de différentes cultures et religions.

Appendix

Tanja Duncker ist Islamwissenschaftlerin und Kurdologin und Mitarbeiterin der Beratungsstelle Inforel in Basel.

Das Material für diese Darstellung wurde auf Besuchen bei etwa zwei Drittel der über sechzig evangelikalen Gruppen in Basel und dann vor allem an der «Explo», einer Messe, die von evangelikalen Gruppen Ende veranstaltet wird (Dezember 1997), gesammelt. Dabei kam es immer wieder zu Gesprächen über den Islam und Israel.

 

.